Es ist irre, wie schnell sich unglaublich viele digitale Fotos ansammeln! Was in analogen Zeiten die berüchtigten Stapel noch nicht eingeklebter Bilder waren, die in Dutzenden von Fototaschen auf die berühmten langen Winterabende warteten, sind jetzt Hunderte und Tausende von Dateien.
Dank Stapelverarbeitung, Verschlagwortung und Suchfunktionen könnte diese Ablage ja eigentlich sehr einfach sein. Aber mal Hand auf’s Herz: uneigentlich herrscht aber meistens doch ein gewisses Chaos, oder? 🙈
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie ich meine Fotos verwalte und was sich dabei im Laufe der letzten 20 Jahre für mich bewährt hat – und was nicht.
Brauche ich ein spezielles Programm für die Fotoverwaltung?
Nein, ganz grundsätzlich brauchst du keine eigene Software, um deine Bilder gut sortiert aufzubewahren. Kamera bzw. Speicherkarte anschließen, die Fotos kopieren und auf deiner Festplatte ablegen – fertig. Das klappt bei jedem Betriebssystem mit Bordmitteln, egal ob du beispielsweise mit Windows oder mit Mac arbeitest. Auch Schlagwörter kannst du in beiden Systemen verwenden.
Aber… eine gute Bildverwaltungssoftware kann dir das Leben deutlich leichter machen!
Die Such- und Filterfunktionen kommen deutlich ausgereifter daher, sodass du einiges an Zeit sparst. Ein schickes Feature ist hier zum Beispiel die Gesichtserkennung, mit der du viel schneller weitere Aufnahmen von einem bestimmten Model oder Familienmitglied wiederfinden kannst.
Etliche Programme ermöglichen es dir außerdem, die Aufnahmen gleich nach dem Importieren zu bearbeiten. Was bei einigen Programmen eher mager daherkommt und nur grundlegende Dinge wie das Skalieren der Bildgröße mitbringt, ist in anderen verdammt mächtig. Ich selber verwende Adobe Lightroom nicht nur zum Verwalten meiner Aufnahmen, sondern auch zum Entwickeln meiner RAW-Dateien.
Gerade, wenn du viel fotografierst, lohnt sich die Investition in eine vernünftige Software also.
Tipp No. 1: nutze chronologische Verzeichnisse
Das Grundprinzip meiner Fotoverwaltung ist unabhängig von Lightroom oder sonstiger Software.
Ich arbeite seit rund 20 Jahren mit einer sehr einfachen Methode, mit der ich wunderbar klarkomme: chronologische Ordner auf meiner Festplatte.
Diese Herangehensweise empfehle ich dir unbedingt – ganz egal, mit welchem Programm du deine Fotos sortierst oder ob du vielleicht auch einfach nur mit der normalen Dateiverwaltung arbeitest.
Ich sortiere meine Bilder in der Regel in drei Ebenen: nämlich in jahres-, monats- und themenbasierten Ordnern.
- Es gibt je ein Verzeichnis für jedes Jahr, also eines für 2024, eines für 2023 und so weiter.
- Darin wiederum liegen jeweils die zwölf Monatsordner „01 Januar“, „02 Februar“ etc.
Indem ich die Zahlen vor den Monatsnamen schreibe, werden die Ordner in der richtigen Reihenfolge angezeigt und nicht etwa alphabetisch. - Innerhalb der einzelnen Monate lege ich themenbasierte Verzeichnisse an, die ich also inhaltlich beschrifte statt einfach den Tag anzugeben. Das hat sich als deutlich praktischer erwiesen: ob ich nun am 3. oder am 5. des Monats irgendwo war, ist mir später relativ wurscht. Wenn ich ein bestimmtes Bild suche, weiß ich aber noch ungefähr, in welchem Jahr und in welchem Monat ich es aufgenommen habe. Dann kann ich einfach den betreffenden Monat öffnen und sehe auf einen Blick die verschiedenen Fotostrecken.
Wenn ich beispielsweise am 17. Juni 2016 im Märchenwald Altenberg fotografiert habe, sieht die Struktur dann so aus: 2016 > 06 Juni > Märchenwald.
Manchmal verwende ich noch eine vierte Ebene, wenn ich die Bilder von einem Ereignis weiter aufsplitten möchte. Das mache ich beispielsweise, wenn ich am Stall ein Shooting mit mehreren Pferden hintereinander durchführe: dann gibt es einen Ordner für das Shooting und darin wiederum ein eigenes Verzeichnis je Pferd. Auf diese Weise kann ich die Fotos schneller durchsehen und auch auf einen Rutsch ein Zip-Archiv erstellen, um es den jeweiligen Besitzern zu schicken.
Hier siehst du ein ganzes Jahr mit allen Monatsordnern:
In Lightroom kannst du diese Struktur bei den Importeinstellungen festlegen, sodass neue Bilder automatisch in diesen monats- und themenbasierten Ordnern abgelegt werden. Einzig die inhaltliche Beschriftung musst du dann noch manuell vornehmen.
Diese Ordnerstruktur kannst du, wie gesagt, auch ganz einfach direkt auf deiner Festplatte abbilden.
Tipp No. 2: bewerten, markieren, verschlagworten?
Neben dem simplen Einsortieren in bestimmte Ordner kannst du mit so einer Foto-Datei natürlich noch eine ganze Menge mehr veranstalten. Du kannst sie zum Beispiel mit einem oder mehreren Begriffen verschlagworten. Oder mit Sternchen bewerten. Oder farblich markieren. Oder sie in Lightroom verschiedenen thematischen Sammlungen zuordnen.
Oder oder oder und am besten alles zusammen… das alles kann hilfreich sein, ja.
Genauso gut kann es aber auch einfach nur einen riesigen Overhead an Arbeit bedeuten, der in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen steht.
Ehe du unzählige Stunden investierst, um eine perfekt organisierte Fotobibliothek aufzubauen, die wirklich alle Möglichkeiten des Verwaltens ausschöpfst, solltest du das erstmal nur mit einer kleineren Menge Fotos ausprobieren und dich dann fragen: nutze ich das wirklich? Bringt mir das etwas?
Wenn du beispielsweise deine ganze Verwandtschaft immer einmal im Jahr an Weihnachten siehst, dann weißt du ja ganz genau, in welchen Ordnern du nach Fotos von Tante Gerda suchen musst. Aber natürlich könntest du ebenso gut immer alle Anwesenden feinsäuberlich mit Namen verschlagworten und auch diese Stichworte wiederum sortieren, beispielsweise in Portraits » Familie » Tante Gerda. Dann bekommst du bei einer entsprechenden Suchabfrage direkt alle Fotos aus allen Jahren auf einmal aufgelistet.
Die Frage ist also, was dich mehr Zeit kosten würde – das Verschlagworten oder das Suchen.
Und da kann man nicht pauschal sagen, welche Strategien hilfreich sind und welche nicht. Das hängt davon ab, wie viel du fotografierst, was du fotografierst und was du anschließend mit den Bildern anstellen willst. Wenn du viele Portraitshootings machst, kann es zum Beispiel hilfreich sein, jeweils den Namen der Personen als Schlagwort zu setzen. Vielleicht lässt du viele deiner Fotos drucken – dann kann es sinnvoll sein, die Web- und Printversionen durch verschiedene Farben zu markieren.
Probiere am besten alle Features einmal aus und wäge dann ab, was davon deinen Workflow wirklich optimiert und was ihn nur umständlicher macht.
Ich selber verwende nur noch Stichwörter.
So sähe es aber in Lightroom mit Sternchen-Bewertung und (in diesem Fall lilafarbener) Markierung aus:
Hier findest du meine Anleitung zum Arbeiten mit Schlagwörtern in Lightroom:
Indem du deine Themenordner beschriftest, kannst du natürlich auch gezielt nach einzelnen Begriffen suchen. Daher empfehle ich dir unbedingt aussagekräftige Bezeichnungen wie „Produktfotos Gasgrill“ als einfach nur „Garten“ oder „Kooperation“.
Die Suchfunktion in Lightroom geht sogar noch einen Schritt weiter – hier kannst du auch nach Metadaten in deinen Fotos suchen, also beispielsweise Kamera-Modell und Objektiv, Stichwörter oder Markierungen. Wie genau das funktioniert, habe ich dir hier detailliert erklärt:
Tipp No. 3: weniger ist mehr – warum du tunlichst Fotos löschen solltest
Es ist Segen und Crux zugleich, dass wir bei der digitalen Fotografie von einem Motiv meistens drei oder vier Aufnahmen machen statt nur nur einer einzigen. Klar – die Chance, den perfekten Moment zu erwischen, steigt dadurch immens. Blöderweise aber auch die Menge der Fotos, die du nachher aussortieren musst. 🙂
Insbesondere bei Konzerten war ich da früher etwas schluderig, was das spätere Aussortieren betrifft. Auch wenn ich von einem Abend mit 600 Fotos wiederkam und nur 40 davon online gingen, habe ich die allermeisten der restlichen 560 Bilder trotzdem aufgehoben. „Ausmisten mache ich später…“, dachte ich mir, oder „Könnte ich ja irgendwann vielleicht noch mal brauchen“. Nee. Von einem Motiv brauche ich nicht 5 fast identische Versionen und „später“ räumt man solche alten Ordner erfahrungsgemäß eh nicht mehr auf. Was passiert stattdessen? Du müllst deine Festplatte zu und hast auch keine Lust mehr, dich noch durch diese alten Ordner zu klicken, eben weil sich so viele Motive wiederholen und an dir das schlechte Gewissen nagt, dass du die eigentlich längst mal aussortiert haben wolltest.
Mittlerweile achte ich daher darauf, nicht mehr benötigte Fotos gleich zu löschen. Sprich, direkt nachdem ich sie von der Speicherkarte importiert habe.
In Lightroom geht das sehr komfortabel – wenn du mit den Pfeiltasten durch die Bilder navigierst, kannst du sie mit der x-Taste zum späteren Löschen markieren. Dargestellt werden diese abgelehnten Fotos dann erstmal ausgegraut, über Foto » Abgelehnte Fotos löschen… kannst du sie dann alle auf einmal entfernen.
Wenn du von jeder Fotosession wirklich nur die besten Fotos aufhebst, sparst du nicht nur Speicherplatz. Es macht es dir vor allem einfacher, später ein bestimmtes Bild wiederzufinden.
Fazit
Mit datumsbasierten Ordnern plus inhaltlichen Stichwörtern komme ich mit der Verwaltung meiner Fotos hervorragend klar. Ob Bewertungen, Farbmarkierungen etc. deinem individuellen Workflow helfen, findest du durch Ausprobieren heraus. Damit dir die schiere Menge an oft beinahe identischen Aufnahmen nicht über den Kopf wächst, solltest du auch beherzt löschen.Wie du siehst, halte ich meine Fotoverwaltung letztlich relativ simpel.
Wie sortierst du denn deine Fotos?