{Rezension} Raus aufs Land

Rezension: Raus aufs Land - Niklas Kämpargard

Statt Gartenarbeit stand bei mir in der kalten Jahreszeit viel Lesen auf dem Programm. Umso besser, wenn das Buch dann auch ansprechend gestaltet ist und sich zudem um das Landleben dreht!

Die Sehnsucht nach einem naturverbunderen Leben wächst bei vielen Menschen. Einige davon gehen so weit, einen Schlussstrich unters Stadtleben zu ziehen und irgendwohin in die Pampa umzusiedeln oder wieder dorthin zurückzukehren. Haben wir ja auch so gemacht. 😀

Wie ländlich ist das Landleben denn?

Nun gibt es über das Landleben ziemlich viele Klischees, von denen ein Haufen sicherlich wahr ist. Ich sag nur: mieser Handyempfang und feuchtfröhliche Dorffeste. 😀

Tatsächlich kann man in Deutschland aber aufs Land ziehen, ohne seinen Lebensstil großartig ändern zu müssen. Es gibt Strom, fließend Wasser, (meistens) Internet und mehr Supermärkte als Bauernhöfe. Die meisten Leute verdienen ihr Geld genauso wie in der Stadt und viele pendeln zum Arbeiten auch genau dorthin. Nutztiere hält kaum jemand und die Mülltonnen sind genauso voll wie in der Stadt.

Nichtsdestotrotz ist die Möglichkeit, in Einklang mit der Natur zu leben, hier deutlich größer. Fast jeder hat einen Garten und meistens findet sich dort auch selbst angebautes Gemüse oder zumindest ein paar Kräuter und Salate. Unsere Nachbarn imkern, in der warmen Jahreszeit werden im ganzen Dorf die Erträge der Obstbäume und Gemüsebeete untereinander getauscht und im Herbst verkaufen Jäger Rehkeule & Co. aus den umliegenden Wäldern.

Auch wenn man hier in Anbetracht der Grundstückspreise in der Regel nicht auf einem weitläufigen Bauernhof landet, sondern seine Selbstversorgung auf kleinerem Raum bewerkstelligen muss, kann man also definitiv diesen Weg einschlagen.

100 Impulse für Selbstversorger

Insofern war ich sehr gespannt auf Raus aufs Land: 100 Schritte zu einem naturverbundenen Leben* von Niklas Kämpargård. Der schwedische Journalist und Fotograf ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und lebt heute als Selbstversorger in Südschweden.
Auf Lev som en bonde („Lebe wie ein Bauer“) bloggt er übrigens auch über das Landleben.

100 verschiedene Aspekte des Landlebens spricht Kämpargård an und erwähnt dabei seine eigenen Erfahrungen und Tipps: vom Holzhacken über das Bierbrauen bis hin zum Gemüseanbau.

Optisch und haptisch ist das Buch extrem schön und urig gearbeitet. Die Buchstaben auf dem Einband sind leicht eingeprägt, der Buchrücken aus Stoff erinnert mich an alte Kochbücher. Die einzelnen Kapitel werden mit vielen stimmungsvollen Fotografien bebildert und zudem liebevoll illustriert.

Rezension: Raus aufs Land - Niklas Kämpargard

Das Buch unterteilt sich in zehn Abschnitte:

  • Grüne Wohltäter
  • Nutztiere
  • Frisches Fleisch auf dem Tisch
  • Obst & Gemüse
  • Pflanzen selbst kultivieren
  • Der natürliche Garten
  • Planung & Konstruktion
  • Scheunen und andere Nebengebäude
  • Altbewährte Methoden
  • Strom & Fahrzeuge

Niklas Kämpargård beleuchtet also wirklich alle möglichen Aspekte des Selbstversorger-Daseins, auch die, die in einschlägigen Büchern oft nur am Rande erwähnt werden, da sie nicht ganz so idyllisch sind: etwa das Schlachten und Pökeln.

Die im Titel erwähnten 100 Schritte sind dabei nicht als ein vorgegebener Weg von A nach B zu verstehen, auf dem man alle Stationen absolvieren sollte. Es sind einfach 100 verschiedene Bereiche, von denen sicher nicht jeder für jeden in Betracht kommt. Leute wie wir, die Selbstversorgung im Rahmen des Machbaren im eigenen Garten praktizieren und keinen großen Hof ihr Eigen nennen können, brauchen nicht unbedingt ein Notstromaggregat oder ein Pferd als Zugtier auf dem Feld und im Wald (die gute Elfi wäre da wohl der Chihuahua unter den Arbeitspferden 😀 ).

Die einzelnen Themen sind recht kurz gehalten, meist gibt es eine Doppelseite pro Thema mit einem großformatigen Foto und ein bis anderthalb Seiten Text. Dadurch bekommt man Einblick in viele verschiedene Bereiche, gleichzeitig reicht das Buch nirgendwo als alleinige Wissensquelle.

Rezension: Raus aufs Land - Niklas Kämpargard

Alles in allem kommt Raus aufs Land schon ziemlich Bullerbü-mäßig daher. 😉 Zum Inspirierenlassen ist das aber super. Es macht einfach nur Spaß, in dem hübsch gestalteten Band zu schmökern und sich dabei zu überlegen, was man selber übernehmen könnte.

Bei den Gartentipps habe ich viel Hilfreiches mitnehmen können, etwa zum Anbau unter Gartenvlies. Die Einträge zu anderen Themen fand ich allerdings eher oberflächlich bis banal („Kaufen Sie niemals einen Traktor, ohne ihn vorher zu besteigen.“ – really?).

Positiv zu erwähnen ist noch, dass die genannten Webseiten und Anlaufstellen für Deutschland adaptiert wurden.

Um Ideen und Impulse für ein naturverbunderes Leben zu bekommen, kann ich Raus aufs Land also auf jeden Fall empfehlen. Bevor es wirklich an die Umsetzung von Themen wie „Einen Stall selber bauen“ oder „Selbstgebrautes Bier“ geht, braucht es zwar noch mehr Recherche und weiterführende Literatur – aber manche Bücher dürfen auch einfach zum Inspirieren da sein. 🙂

Rezension: Raus aufs Land - Niklas Kämpargard

Raus aufs Land: 100 Schritte zu einem naturverbundenen Leben* ist erschienen im Verlag DVA.

2 Kommentare zu „{Rezension} Raus aufs Land“

  1. Hey Anne,
    schöne Rezension!Das Buch wirkt ja schon vom Titel her, wie eine lockere Lektüre 😉 Viele Themen, aber alle nur angerissen. Ich mag solche Bücher eigentlich recht gerne. Sie sind kurzweillig und geben neue Anregungen. Hat man dann ein Thema gefunden, wo man tiefer eintauchen möchte, dann kann man sich ja die spezifische Literatur besorgen. Die Optik von dem Buch ist auch klasse 🙂

    Liebe Grüße
    Basti

    1. Hallo Basti,

      ja, definitiv… und man kann ja auch nicht über jeden Aspekt gleich einen ganzen Wälzer lesen, bloß um einen Überblick über die Thematik zu bekommen.

      Liebe Grüße
      Anne

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