Ich muss ja gestehen, dass ich dem, was da so am Wegesrand wächst, jahrelang keine allzu große Bedeutung geschenkt habe. Erst seit letztem Jahr beschäftige ich mich mehr damit – und plötzlich sehe ich so viel mehr! Wo früher einfach nur „Gras und irgendwelches Unkraut“ waren, entdecke ich jetzt Spitzwegerich und Breitwegerich, Ackerschachtelhalm, Wilde Rauke, und und und… das ist schon faszinierend.
Einige der Pflanzen kannte ich zwar, hatte aber nie sonderlich auf sie geachtet. Bei anderen war mir gar nicht bewusst, dass man sie essen oder zu Tees oder Salben verarbeiten kann.
Bislang habe ich aber nur hie und da mal einen Blogeintrag über dieses Thema gelesen. Um die bekanntesten „Un“Kräuter zu identifizieren, reichte mir das – aber weil es da draußen ja noch so viel mehr gibt, suchte ich nach einem entsprechenden Buch.
Essbare Kräuter und Wildpflanzen: erkennen, sammeln und zubereiten* von Larena Lambert klang da genau richtig – und ich wurde nicht enttäuscht! 🙂
Stolze 140 Pflanzen werden hier auf 192 Seiten in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt. Jeder Pflanze ist mindestens eine eigene Seite gewidmet, manchmal sogar eine Doppelseite.
Ein kurzer Steckbrief und ein bis zwei Fotos werden durch einen informativen Text ergänzt. Hier erfährt man Anwendungsmöglichkeiten (als Speise oder Heilmittel) und wie man die Pflanze am besten erntet. Ab und an gibt es sogar ein komplettes Rezept.
Bäume werden übrigens ebenso beschrieben wie Kräuter und Sträucher. Bäume?! – Genau. Natürlich wusste ich vorher schon, wie eine Birke aussieht. Aber dass man ihre Blätter essen kann, das war mir neu.
Irre, wie viel bunter ein Salat werden kann und was sich alles in der Küche verwurschteln lässt! Birke, Klee, Giersch, Pfennigkraut, Frauenmantel, Huflattich, … wow. Die Blüten vom Spitzwegerich sollen steinpilzartig schmecken und die vom Frauenmantel wie Kohlrabi – ich bin gespannt!
Aber ich geb’s zu: ein bisschen skeptisch bin ich schon. Eigentlich ist es ja total bescheuert, vor dem Verzehr mancher Pflanzen zurückzuschrecken, bloß weil man sie nicht aus der Gemüseecke im Supermarkt kennt. Salat zu essen ist ganz normal, aber die Vorstellung von Löwenzahnblättern auf dem Teller erst einmal komisch. Warum eigentlich?
Wat de Bur nich kennt, dat frett he nich.
(Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.)
C’mon! Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, dieses Jahr ganz viele Wildpflanzen zu probieren. Schon letzten Sommer habe ich darauf geachtet, im Garten wild wachsende Pflanzen nicht einfach achtlos auszureißen, sondern genauer hinzugucken. Dank des Buchs werde ich dieses Jahr hoffentlich noch mehr Pflanzen identifizieren und wertschätzen können.
Durch die hübsche Gestaltung macht es Spaß, das Buch entweder komplett von vorne bis hinten zu lesen oder es auch einfach so aufzuschlagen und darin zu schmökern. Die einzelnen Pflanzen werden recht ausführlich vorgestellt, sodass man sie gut identifizieren kann: neben dem Foto findet sich genaue Angaben zu Standort, Größe, Blütezeit, Farbe und Anzahl der Blütenblätter, Beschaffenheit der Laubblätter und des Stängels, zu den Früchten, zur Erntezeit und darüber, welche Pflanzenteile verwertbar sind.
Auch die ein oder andere Randnotiz wird erwähnt – beispielsweise, dass Gänseblümchenwurzeln ja ein Bestandteil von Harry Potters Schrumpftrank sind oder dass das Franzosenkraut seinen Namen trägt, weil es sich während der Napoleonischen Kriege in Europa ausbreitete.
Auf mögliche Verwechselungsgefahren mit ähnlichen Pflanzen wird auch kurz hingewiesen bzw. wie man sie auseinander hält. Bärlauch und die (giftigen) Maiglöckchen sind da ja so ein Klassiker.
Um unterwegs völlig unbekannte Pflanzen zu bestimmen, finde ich es allerdings nicht so gut geeignet. Die Gewächse werden halt in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt und nicht anhand von Kriterien wie Blütenfarbe, Größe oder Blattform. Da muss man schon eine ungefähre Idee haben, unter welchem Namen man nachschlägt – oder viel Zeit, um alles durchzublättern.
Durch das handliche Format kann man es aber problemlos in der Tasche mitnehmen.
Fazit
Ich mag das Buch unheimlich gerne und kann es jedem empfehlen, der in Vergessenheit geratenes Wissen über die Verwendung von Wildpflanzen wiederentdecken möchte.Ich kann es auf jeden Fall kaum erwarten, dass der Schnee endlich wegschmilzt und ich im Frühjahr und Sommer auf die Suche nach Wildkräutern gehen kann. Übrigens werde ich dabei tunlichst nicht direkt an unseren Wegesrändern hier gucken, sondern lieber etwas abseits der beliebten Hunderouten. Aus Gründen. 😉
„Essbare Kräuter & Wildpflanzen“ von Larena Lambert ist erschienen im Verlag Bassermann und zum Preis von 9,99€ erhältlich.
Meine Meinungsäußerung wird davon nicht beeinflusst.
Interessierst du dich für Kräuter und Wildpflanzen und würdest gern mehr darüber erfahren?
Oh ich LIEBE Löwenzahnhonig/marmelade/sirup, ich weiß noch wie man mich ansah wie ein Alien „WIE DER IST DOCH GIFTIG“ haha, ja 😀 freue mich jedes Jahr drauf, das er endlich Blüht. Was auch lecker war ist Marmelade aus Rosenblätter oder Flieder. Meine Tante war mega begeistert.
Was es so alles gibt. Es ist einfach schön bunt 😀
Oh, das klingt auch sehr lecker! 🙂
Oh ich glaube das wär ein Buch für Schwiegermutter und mich. Ich pack es mir definitiv auf die Wishlist für einen späteren Beutezug.
Mein (Un)Kräuterwissen hat -wie der Rest des pflanzlichen Gehirns- arg gelitten .. und es gilt auch da,ich wusst mal mehr etc. ^^ Hatte früher mehr oder minder zwangsweise,mehrere Kräuterwanderungen (die wirklich gut waren,aber da fand ich´s halt wenig spannend) und sowas in die Richtung mitgemacht,da blieb einiges hängen. Gepaart mit dem vererbten Wissen meiner Oma. Oma´s sind immer die beste Wissensquelle find ich 😀
@Sabrina : Löwenzahnmarmelade klingt spannend. Klar,Honig drauß kenn und ess ich super gerne (neben Rapshonig) Aber Marmelade ist an mir vorbei 😀
Ach ich glaub Leute denken das er wegen dem milchigen Saft im Stengel giftig ist. Ist auch bei einigen der Fall,die eine milchige Substanz absondern,das diese hochgiftig ist.
Ah, so Kräuterwanderungen klingen extrem toll… wo hast du die denn gemacht? Oder warst du da noch so klein, dass du einfach mitgeschleppt wurdest? ^^
Meine Oma mütterlicherseits hatte es nicht so mit dem Garten, glaube ich – meine Oma väterlicherseits hingegen schon, die hat wohl vor meiner Geburt einen Gemüsegarten im Garten meines Elternhauses bewirtschaftet. Bis ich geboren wurde, war davon leider nichts mehr übrig außer ein paar Rhabarberpflanzen und da sie gestorben ist, als ich noch sehr klein war, konnte ich leider nie mit ihr darüber sprechen. Aber ich glaube, meine Begeisterung für den Nutzgarten habe ich irgendwie von ihr geerbt – zumindest mag ich diese Vorstellung. 🙂
Liebe Grüße
Anne
Das klingt nach einem tollen Buch. Ich habe mich letzten Herbst auch mal ein bisschen im Internet schlau gemacht, was man so essen kann – aber bei mir ist immer noch die Angst, etwas giftiges zu erwischen, zu groß.
Liebe Grüße
Ja, bei den Pflanzen, bei denen eine Verwechslungsgefahr mit etwas Giftigem besteht, bin ich auch vorsichtig. An selbst gesammelte Pilze traue ich mich zum Beispiel überhaupt nicht ran, weil ich niemanden kenne, der sich damit wirklich auskennt.
Das Buch notiere ich mir mal als Geschenkidee ?
Na, da freut sich dann aber bald jemand. 🙂
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