{Rezension} „Mein Garten – Ein Traum“

Wie wird mein Garten von einem schnöden Fleckchen Land zum Traumgarten? – Die meisten Gartenbücher beantworten diese Frage mit Tipps und Hinweisen, welche Pflanze welchen Boden benötigt, wann was ausgesät werden sollte, wie du welchen Baum optimal beschneidest und so weiter.
Und wenn du all diese Anleitungen befolgst, wirst du mit dem perfekten Garten belohnt. – Wirklich?!
Einen ganz anderen Ansatz wählen Ellen Forsström und Angélique Ohlin in Mein Garten – Ein Traum*: denn was macht einen Traumgarten eigentlich aus? In welchen Gärten fühlen wir uns wohler? In denen, wo kein Unkräutchen wächst und der Rasen auf akkurate 6cm gestutzt ist? Oder in denen, die ein bisschen unordentlich und verschlungen sind, bunt und üppig und ein bisschen wild? In denen hier eine leicht angerostete Gießkanne in der Ecke steht, dort ein paar leuchtend gelbe Löwenzähne fröhlich inmitten ganz anderer Blüten sprießen dürfen?

Gartenpoesie nennen die beiden Autorinnen dieses Gefühl, wenn uns ein Garten auf diese besondere Weise berührt, dass die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Die Ruhe und Erholung spenden und nicht nur ein schlechtes Gewissen, weil der Rasen längst schon wieder gemäht werden müsste.
Jede Menge wunderschöner Fotos illustrieren ganz genau, was für eine Art Gärten das sind… und lassen selbst das Blättern durch diese knapp 150 Seiten schon zu einem inspirierenden Spaziergang werden. Entstanden sind die Aufnahmen übrigens alle in Schweden.
Aber was ist nun eigentlich das Geheimnis, das einen ungepflegten Garten von einem wildromantischen Paradies unterscheidet? Denn natürlich ist es nicht damit getan, die Gartenhandschuhe einfach in die Ecke zu werfen und die Füße hochzulegen. 😉
Bei romantischem Verfall sollte die Betonung auf romantisch liegen. Überschreitet man die Grenze zur Verwahrlosung, ist der Charme wie weggeblasen.
Es geht um Stimmung, um Ästhetik. Darum, Zusammenhänge zu schaffen und mit den Farben und Formen der Pflanzen ein stimmiges Ganzes zu komponieren. Denn ein klares Konzept ist den Autorinnen zufolge dabei das A und O, um dem Wilden einen Rahmen zu geben, damit es eine zauberhafte Wirkung entfalten kann und nicht einfach nur ein zusammenhangloses Durcheinander bleibt. Ähnlich wie in der Musik, wo sich viele verschiedene Instrumente zu einem großartigen Stück zusammenfügen können, sofern sie dem gleichen Rhythmus folgen – andernfalls gibt es nur eine Kakophonie.
Es beginnt mit einem Rahmen und endet mit einem gemütlichen, schattigen Plätzchen, an dem man sich gern aufhält. Ein Ort zum Verweilen, der mit den Jahren immer schöner wird, wenn die Baumrinde rissiger, die Büsche dichter und die Gänseblümchen immer zahlreicher werden…
Dieses Buch ist ein klares Plädoyer für naturnahe Gärten – kunstvoll, nicht künstlich. Gärten, in denen heimische Pflanzen den Vorzug erhalten vor Exoten und lieber in die Jahre gekommene Gartenmöbel im Shabby Chic-Stil eingesetzt werden als brandneue Plastikstühle.

In insgesamt zwölf Kapiteln wechseln sich Texte, Skizzen, Listen und Fotografien miteinander ab, um jede Menge Ideen und Inspirationen unterzubringen.
Wie schon erwähnt, die Fotos sind unglaublich toll! Teilweise hätte ich mir hier aber noch eine Bildunterschrift gewünscht, welche Pflanzen jeweils zu sehen sind. Das Gleiche gilt auch umgekehrt – sofern du kein Botanik-Ass bist und nicht aus dem Stegreif weißt, wie genau nun eine Kupfer-Felsenbirne oder ein Pfeifenstrauch aussehen, geht’s dir wie mir und du musst die jeweiligen Pflanzen erstmal in einem anderen Buch oder bei good ol‘ Google nachschlagen.
Das ist aber tatsächlich auch mein einziger Kritikpunkt an diesem insgesamt wirklich wundervollen Gartenbuch.

Meine Mom hat uns Mein Garten – Ein Traum* dieses Jahr zu Ostern geschenkt, denn natürlich plane ich schon wie wild, wie unser Garten mal aussehen soll – auch wenn noch nicht einmal das Haus steht.
Und weil ich das Buch so bezaubernd und wundervoll finde, musste ich es hier einfach mal vorstellen. 🙂