Wie du selber Gemüse säen und vorziehen kannst

Neue Pflanzen für deinen Garten kannst du entweder „fertig“ kaufen oder aber sie selbst aus Saatgut heranziehen. Was sind die Vor- und Nachteile bei der Aussaat, und was gilt es dabei zu beachten? – Hier berichte ich mal von meinen Erfahrungen. 🙂

Welche Vorteile hat die Aussaat von Gemüse?

Gemüse selber auszusäen, ist deutlich kostengünstiger als der Kauf von jungen Pflanzen. Zum Vergleich: eine einzelne Tomatenpflanze kostet im Fachmarkt um die 4 €. Für etwa 3 € hingegen bekommst du eine ganze Portion Saatgut mit 10-20 Samen darin… und wenn du von deinen Tomaten später selbst neue Samen sammelst, brauchst du im Folgejahr gar kein Geld mehr für diese Sorte auszugeben.

Tipp: Achte darauf, sogenannte samenfeste Sorten zu kaufen und keine Hybride. Samenfest bedeutet, dass du selber Samen sammeln kannst und im Folgejahr die gleiche Sorte heranwächst. Bei Hybriden muss du jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Hybridsorten erkennst du am Zusatz „F1“. Hier gibt’s mehr Infos zu Hybriden vs. samenfesten Sorten.

Ich persönlich finde das Aussäen außerdem viel spannender. Zu sehen, wie aus einem unscheinbaren Körnchen eine stattliche Pflanze mit jeder Menge Früchte heranwächst, ist schon beeindruckend!

Mein Pflanzenkindergarten mit verschiedenen Sorten Gemüse und Blumen

Es ist etwas nachhaltiger, wenn du deine Pflanzen selbst heranziehst. Anstelle von 20 Pflanzen muss nur ein Tütchen transportiert werden, und in den Folgejahren kannst du dein Saatgut dann komplett selbst gewinnen.

Und nicht zuletzt kannst du bei selbst ausgesäten Pflanzen ganz sicher sein, dass sie nicht mit irgendwelchen kruden Pflanzenschutzmitteln eingesprüht wurden.

Du siehst also, lauter Vorteile. 😉

Ehrlicherweise möchte ich an dieser Stelle aber auch kurz auf die Herausforderungen eingehen:

Hat es Nachteile, Gemüse selber vorzuziehen?

Einen wirklichen Nachteil würde ich es nicht nennen. 😀

Allerdings bedeutet die Vorzucht natürlich eine gewisse Mehrarbeit. Die zarten kleinen Pflänzchen wollen betüdelt werden, um weder auszutrocknen, noch zu ertrinken. Gerade in Mini-Gewächshäusern für die Fensterbank droht Schimmel, wenn du nicht ausreichend viel lüftest.

Wenn du deine Gemüsepflanzen drinnen vorziehst, benötigst du entsprechend viel Platz. Es soll schon Mitbewohner gegeben haben, die sich inmitten von lauter Anzuchttöpfchen nicht mehr ganz so begeistert gezeigt haben. 😉

Neben der reinen Stellfläche muss dabei auch das Verhältnis von Licht und Temperatur stimmen, damit die Anzucht optimal gelingt. Hell und kühl ist ideal – allerdings sind diese Voraussetzungen leider nicht immer zu erfüllen. Auch bei uns im Haus nicht, weswegen ich nicht im großen Stil vorziehen kann.
Ich könnte die Pflänzchen in den kühlen Keller stellen und mit speziellen LED-Anzuchtlampen für das richtige Licht sorgen – aber da sind mir ehrlicherweise die Anschaffungs- und Betriebskosten zu hoch.

Aussaat ins Freiland oder Vorziehen auf der Fensterbank?

Entweder, du säst direkt draußen ins Freiland (in ein Beet oder auch in Kübel bzw. Töpfe – das geht mit vielen Gemüsesorten), oder du ziehst die Pflänzchen drinnen vor.

Grundsätzlich kannst du die meisten Gemüsesorten sowohl drinnen, als auch draußen aussäen. Das Vorziehen im Haus ermöglicht dir eine frühere Blüte bzw. Ernte. Draußen wird es einfach später warm genug für ein ordentliches Wachstum.

Es gibt allerdings auch einige Sorten, die unbedingt drinnen vorgezogen werden müssen – sie haben eine so lange Wachstumsperiode, dass sie es bei einer Aussaat im Freiland gar nicht bis richtig zur Reife schaffen, ehe schon wieder die kalte Jahreszeit hereinbricht. Tomaten, Gurken oder Paprika sind hier ein gutes Beispiel.

Andere Pflanzen hingegen profitieren davon, wenn sie direkt ins Freiland gesät werden. Bei Spinat und Salat verschlechtert sich die Keimfähigkeit nämlich, wenn es zu warm ist – Salat keimt ab 18°C nicht mehr gescheit, Spinat ab 22°C. Die wollen also gar nicht drinnen vorgezogen werden.

Was brauche ich zum Vorziehen von Gemüse?

Logischerweise benötigst du Erde und entsprechende Gefäße. In Sachen Erde empfiehlt sich spezielle Anzuchterde: diese ist nährstoffarm und keimfrei, sodass die Keimlinge besser wurzeln und von Pilzen verschont bleiben. Du kannst fertige Anzuchterde kaufen oder sie aus Gartenerde, Sand und Kompost selber herstellen.

Tipp: Zum Schutz der Moore achte bitte darauf, nur torffreie Erde zu kaufen!

Du kannst dir entweder fertige Anzuchttöpfchen kaufen oder kreativ werden und sie selber basteln: Eierkartons und leere Joghurtbecher eignen sich ebenso wunderbar wie kleinere Blumentöpfe. Auch aus Zeitungspapier kannst du dir Anzuchttöpfchen basteln, dazu gibt es so spezielle Bastelhilfen – google mal nach „Pot Maker“.

Meine Astern haben eine Eierschachtel als Anzuchtgefäß bekommen

Das Praktische an Anzuchttöpfen aus Kokosfaser und Zellulose oder auch selbstgebastelten Varianten aus Zeitungspapier oder Eierkartons ist, dass sie komplett biologisch abbaubar sind. Du kannst die Pflänzchen später einfach mitsamt Topf ins Erdreich setzen und ersparst dir (und den Pflanzen) dadurch das Umpflanzen, was du etwa bei Joghurtbechern machen müsstest. Die Wände der Töpfchen lösen sich auf und können von den Wurzeln einfach durchdrungen werden.

Allerdings trocknet die Erde hier deutlich schneller aus als bei Plastiktöpfchen.

Anzuchttöpfe aus Kokosfaser und Zellulose

Zum Befeuchten der Erde ist eine Sprühflasche hilfreich – damit kannst du sanfter bewässern als mit einer Gießkanne. Die Erde sollte immer feucht sein – also weder staubtrocken, noch klatschnass. Ich kontrolliere meinen Pflanzenkindergarten morgens und abends, das kommt ganz gut hin.

Pflanzenstecker verraten dir, in welchem Töpfchen du welche Sorte ausgesät hast. Es gibt sie in unterschiedlichen Varianten fertig zu kaufen, du kannst aber auch einfach einen Holzspatel beschriften oder du klebst etwas Masking Tape um einen Zahnstocher herum und bastelst dir damit eine Art Flagge.

Wenn ich viele Töpfchen mit der gleichen Sorte habe, stelle ich sie zusammen auf einen großen Teller und beschrifte nur den Teller mit einem Gefrieretikett.

Für so viele Töpfchen mit der gleichen Sorte lohnen sich keine einzelnen Stecker

Mini-Gewächshäuser für die Fensterbank sind hilfreich, weil du damit eine hohe Luftfeuchtigkeit erreichst. Die ist wichtig zum Keimen. Damit sich kein Schimmel bildet, solltest du den Deckel jeden Tag für einige Zeit öffnen.

Da ich mehrere Sorten vorziehe und nur ein kleines Gewächhaus vom Möbelschweden besitze, nutze ich das immer nur zum Keimen. Sobald sich die ersten Blätter zeigen, wandern die Anzuchttöpfchen normal ins Zimmer und die nächste frisch eingesäte Sorte darf einziehen. Unproblematische Pflanzen wie etwa Stockrosen lasse ich von vornherein einfach so im Zimmer keinem, das klappt ganz gut.

Was kann beim Vorziehen schiefgehen? Und was kannst du dagegen tun?

Schiefgehen kann in der Tat so Einiges. 😀

  • Die Samen keimen nicht: Je nach Qualität des Saatguts gehen erfahrungsgemäß etwa 60-90% der Samen auf. Daher säe lieber immer etwas mehr aus, als du eigentlich brauchst – dann hast du einen Puffer für Nieten und kümmerlich wachsende Kandidaten.
    Achte darauf, dass die Erde immer feucht ist und die Keimtemperatur für die jeweilige Sorte stimmt.
    Saatgut lässt sich übrigens nicht unbegrenzt lange lagern – nach ein paar Jahren sinkt die Keimfähigkeit rapide ab. Bei gekauften Samen findest du eine entsprechende Angabe auf den Tütchen.
  • Die Anzuchttöpfchen schimmeln: wie gesagt, das passiert schnell in Mini-Gewächshäusern. Achte darauf, jeden Tag eine Weile den Deckel abzunehmen bzw. zu öffnen und nicht zu stark zu gießen (du züchtest ja schließlich keine Unterwasserpflanzen, oder?), dann vergeht der Schimmel wieder.
  • Das Gemüse vergeilt: anstelle kräftiger Pflänzchen bilden sich spillerige, lange Triebe, die nicht einmal ihr eigenes Gewicht halten können und einfach umkippen. Dieses Jahr ist mir das beim Rotkohl passiert… möp.
    Zum Vergeilen kommt es, wenn die Pflänzchen nach dem Keimen zu warm stehen bzw. das Verhältnis von Wärme und Licht nicht stimmt: wenn es zu warm ist für die vorhandene Helligkeit, schießen die Pflänzchen auf ihrer verzweifelten Suche nach mehr Licht in die Länge.
Ritter von der traurigen Gestalt: vergeilter Rotkohl

Als neugieriger Mensch bin ich mal gespannt, was aus den vergeilten Pflanzen noch wird, sicherheitshalber habe ich aber auch eine neue Charge eingesät. Diesmal stelle ich die Töpfchen dann direkt nach dem Keimen kühler.

Alles in allem sind die Aussaat bzw. das Vorziehen von Gemüse aber keine Raketenwissenschaft. Die Natur ist halt einfach erstaunlich stark – das Leben findet immer einen Weg. Das gilt zum Glück auch für Saatgut. 😉

Wie lange dauert das Vorziehen?

Jede Pflanzensorte keimt und wächst unterschiedlich schnell. Diese Angaben findest du meistens auf der Rückseite der Saatgut-Tütchen.

Ich hab hier mal eine kleine Bildergalerie von den Tomaten (Tigerella) zusammengestellt, die ich letztes Jahr erfolgreich vorgezogen habe. 🙂

Frisch eingesät – 17. April 2017

Mitte Mai habe ich die Pflänzchen in Töpfe umgesiedelt und nach draußen gestellt. Zu diesem Zeitpunkt sind die berüchtigten Eisheiligen vorbei, sprich, es wird aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Kälteeinbruch mehr geben und du kannst deine Pflänzchen guten Gewissens auswildern. 😉

Mai 2017 – noch ganz schwachbrüstig sind die Tomaten

Ein bisschen vergeilt waren die auch, sind aber nichtsdestotrotz ganz gut gewachsen:

Keine zwei Wochen später am 25. Mai 2017
12. Juni 2017 – mittlerweile sind die Pflänzchen umgezogen und haben schon mal Stützen bekommen
Unsere Tomaten im Juni 2017
30. Juni 2017
Tomaten im August 2017
19. August 2017 – die Früchte zeigen sich

Dass die Tomaten auf der Terrasse beim Regen leider desöfteren erst nasse Blätter und daraufhin Probleme bekamen, ist ein anderes Thema. Ab diesem Jahr kommen sie ins Gewächshaus.

Ich hoffe, dieser Artikel hat dir einen kleinen Einblick in das Aussäen von Gemüse gegeben! 🙂

Hast du selber schon mal Gemüse gesät oder kaufst du lieber Pflänzchen?

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Anne Schwarz | Bloggerin

Anne Schwarz

Hey, ich bin Anne - Multipassionate, waschechtes Dorfkind, Pferdemädchen, Bloggerin aus Leidenschaft und liebend gern im Garten.

Hier teile ich mit dir meine Tipps und Erfahrungen rund ums nachhaltige Gärtnern und zeige dir, wie auch du dein eigenes Obst und Gemüse anbauen kannst!

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