„Erst nach den Eisheiligen auspflanzen!“ – diesen Ratschlag hörst du beim Gärtnern alle naselang. Aber um welchen Zeitpunkt geht es da? Wer sind diese ominösen Eisheiligen? Und ist da wirklich was dran oder ist das nur irgend so eine altertümliche Bauernregel, die wir heute eher belächeln?
Der letzte Frost im Mai
Die Eisheiligen kennzeichnen einige Tage Mitte Mai. Um den Dreh herum kommt es meist zum letzten Mal im Frühjahr zu Spätfrost, wenn noch einmal eiskalte Polarluft in unsere Gefilde strömt. Gerade bei wolkenlosem Himmel friert es dann nachts.
Die Eisheiligen sind nach den Gedenktagen einiger Heiliger benannt:
- 11. Mai – Mamertus
- 12. Mai – Pankratius
- 13. Mai – Servatius
- 14. Mai – Bonifatius
- 15. Mai – Sophia (die „Kalte Sophie“)
Diese Herrschaften hatten mit dem Wetter übrigens gar nichts am Hut. Sie waren Märtyrer und Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Unsere bäuerlichen Vorfahren haben einfach ein Wetterphänomen mit den jeweiligen Gedenktagen verbunden und *schwupps* hatten die Eisheiligen ihren Namen weg.
Kleiner Exkurs: julianischer vs. gregorianischer Kalender
Um es ein bisschen komplizierter zu machen: als diese Bauernregel entstand, galt noch der julianische Kalender. Im 16. Jahrhundert wurde der durch den gregorianischen Kalender abgelöst, den wir bis heute nutzen.
Der julianische Kalender hatte nämlich einen „Bug“, durch den das Jahr auf dem Papier immer etwas länger dauerte als eigentlich vom Sonnenjahr vorgegeben. Alle 128 Jahre verschob er sich daher um einen ganzen Tag – das summiert sich über die Zeit. 😀
Damit Ostern nicht irgendwann im Herbst stattfinden würde, wurde ab 1582 der gregorianische Kalender mit einer verbesserten Berechnung der Schaltjahre eingeführt.
Und was bedeutet das für die Eisheiligen? – Als unsere Vorfahren den Spätfrost im Mai nach den Gedenktagen benannten, galt noch der julianische Kalender. Bonifatius fällt heute nach wie vor auf den 14. Mai, wir sind im Jahreskreis aber schon rund 10 Tage weiter.
Kleiner Vergleich:
Julianischer Kalender | Gregorianischer Kalender („unser“ Kalender) |
---|---|
14. Mai 1421 | 23. Mai 1421 |
Eigentlich müssen wir also bis Ende Mai mit Frost rechnen.
Was haben die Eisheiligen mit dem Garten zu tun?
Viele Pflanzen vertragen keinen Frost und dürfen daher nicht zu früh ins Beet. Tomaten beispielsweise sind da sehr frimschig.
Uns Gartenfreunden juckt es ja oft schon im März oder April wie verrückt in den Fingern, endlich so richtig draußen loszulegen. Auch die vorgezogenen Pflänzchen auf der Fensterbank drängeln schon.
Aber Vorsicht: die Eisheiligen warnen uns davor, den warmen Temperaturen noch nicht voll zu vertrauen – es kann nochmal richtig kalt werden und alles zunichte machen!
Letztes Jahr beispielsweise war es im April und der ersten Maihälfte bereits richtig warm. Die Pflanzen haben wie verrückt getrieben, ich habe den Mais schon im April ausgesät – und wurde dann eiskalt erwischt von Nachtfrösten. Zack, der Großteil vom Mais war hin. Auch die Knospen an der Magnolie und der Hortensien erfroren, sie blühten in der ganzen Saison nicht.
Wie zuverlässig sind die Eisheiligen?
Klar: das Wetter hält sich nicht strikt an den Kalender. Manchmal bleibt der Spätfrost ganz aus, manchmal hat er sich schon Anfang Mai erledigt.
Im Zweifelsfall solltest du aber immer damit rechnen, dass es bis Ende Mai nochmal richtig kalt werden kann. Egal, wie frühsommerlich es vielleicht vorher schon war.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste Jungpflanzenanzucht. 🙂
Welche Pflanzen sollten erst nach den Eisheiligen ins Beet?
Diese Pflanzen sind richtige Frostbeulen:
- Tomaten
- Gurken
- Zucchini
- Kürbis
Wenn es tagsüber muckelig warm ist, kannst du deine vorgezogenen Pflänzchen schon mal stundenweise nach draußen stellen. So gewöhnen sie sich an das Sonnenlicht. Über Nacht solltest du sie aber bis Ende Mai wieder ins Haus holen.
Das gleiche gilt für Zimmerpflanzen aus tropischen Gefilden, die im Sommer gerne draußen stehen können. Auch die stellst du im (Spät-)Frühling besser erst nur tagsüber raus und holst sie über Nacht wieder ins Warme.
Welche Pflanzen vertragen (leichten) Frost?
Bereits ab April säe bzw. pflanze ich diese Sorten, sie vertragen nämlich leichten Frost bis etwa -3°C:
- Radieschen
- Zwiebeln & Schalotten
- Salat
- Spinat
- Rucola
- Schnittlauch
- Knoblauch
- Porree
- Sellerie
- Kartoffeln
- Erbsen
- Möhren
- Mangold
- Kohl
- Rote Bete
- Rettich
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Mhm… letztes Jahr habe ich die Zucchini doch allen ernstes ins Gewächshaus geschafft, damit die nicht kaputt geht, als der Frost nochmal kam. Sie war trotzdem beleidigt und hat weiße Früchte getragen statt grünen. An Geschmack und Verträglichkeit hat das nix geändert, aber interessant war es allemal. Und durch die Gewächshaus-Episode war sie noch riesiger, als Zucchini eh schon sind. 😀
Das ist ja interessant – wie lange hattest du sie denn im Gewächshaus zu stehen? Ich hab mir ja mal wieder vorgenommen, dieses Jahr _wirklich genau hinzuschauen und die Zucchini immer zu ernten, solange sie noch klein sind… 😀
Einige Wochen stand die im Gewächshaus. Ich hatte mich vor dem Umzug gescheut und gewartet, bis sie wirklich endgültig zu groß war. 😀
Oha, dann lass ich mir das mal eine Lehre sein. 😀
Bei mir kommt auch nix vor ca. Mitte Mai raus. Also zumindest nichts frostempfindliches 😉 Die Dahlien geben da meist den Startschuss. Die können ja auch kein Frost.
Die Hortensien haben sich zum Glück bei mir wieder berappelt gehabt. Sie kamen etwas später,aber sie kamen wieder. Die Obstbäume trugen allerdings null. Da hatte es die Blüten abgefroren letztes Jahr. War aber auch fies. Erst so schönes Wetter und warm,das selbst die Pflanzen dachten sie könnten jetzt loslegen und dann haut´s bis fast 10 Grad minus noch mal runter.
Die Oma des Mannes erzählte mal,das es hier vor Jahren sogar das ein oder andere Mal noch im Juni Frost gab.
Tomaten&Paprika wollen allerdings bei mir jetzt schon nicht 😀 Zucchinis,Kürbisse und Gurken sind erst mal gut und wachsen. Aber Tomaten&Paprika mäckeln so rum,das ist unglaublich. 1 kleine Pflanze hat sich bisher ganz okisch entwickelt. So robust und willig wie die ist,schafft die es wohl auch ins Bett. Scheine da kein Händchen für die Dingelchen zu haben. Hat jetzt noch mal nachgesät … just in Case. Gucken ob´s was wird. Sonst muss ich doch wieder noch Jungpflanzen kaufen,was ich eigentlich vermeiden wollte.
Nächstes Jahr werd ich allerdings glaub ich keine Kürbisse/Zucchini vorziehen. So viel Platz hab ich nicht bzw. es wird verdammt kuschlig. Die kommen ja beide dann doch recht fix im Beet.
Hach ja, die Dahlien… die haben letztes Jahr bei mir total rumgesponnen. Obwohl ich sie erst nach dem Frost vergraben hatte, sind sie nur extrem kümmerlich gewachsen. Ich vermute, da hatte die Familie Wühlmaus ihre Pfoten (und Zähne) im Spiel. Im Herbst war es mir deswegen zu doof, nach den Resten zu graben – vielleicht hab ich ja Glück und es wächst trotzdem noch was, das Beet war ja dick gemulcht.
Wow, im Juni noch Frost ist schon heftig.
Ich hab letzte Woche erst mit dem Vorziehen begonnen (Tomaten, Mairüben, Bunte Bete, Fenchel, Quendel, Heilziest). Den Kürbis mag ich dieses Jahr auch mal vorziehen – eigentlich hat es die letzten Jahre immer gut geklappt, ihn einfach draußen auszusäen, aber letztes Jahr kamen meine Kürbisse überhaupt nicht in die Pötte und blühten erst im Herbst, da wurde das natürlich nix mehr mit den Früchten. Da muss ich nachher direkt mal ein paar Töpfchen reinholen und aussäen.
Toi toi toi, dass sich deine Tomaten und Paprika berappeln! Ich hatte vor einigen Jahren auch schon mal ziemlich vergeilte Jungpflanzen (zu früh ausgesät, zu lange drinnen bei zu wenig Licht und zu hohen Temperaturen gestanden), die sind dann trotzdem noch was geworden und haben ordentlich getragen.
Liebe Grüße
Guten Morgen liebe Anne,
super erklärt, das mit den Eisheiligen, so intensiv hab ich mich da noch gar nicht mit beschäftigt und weiß jetzt in jedem Fall ein ganzes Stück mehr!
Da ich die letzten Wochen arbeitstechnisch nicht viel ins Bloggerleben eintauchen konnte, habe ich mich bei Dir gerade schnell mal zurückgelesen – und gesehen, dass Deine Dolida nun endlich bei Euch einzieht, wie schön! Bin gespannt, wie sie sich mit den süßen Ponys verstehen wird!
Dir noch einen schönen Resturlaub, liebe Anne und einen gemütlichen Sonntag,
liebe Grüße
Lony
Liebe Lony,
danke dir – ja, ähnlich wie bei dir hält mich das Leben 1.0 gerade ordentlich auf Trab und ich komme kaum dazu, Blogs zu lesen oder selber zu bloggen. Ich pendle gerade jeden Tag zwischen den beiden Ställen und arbeite mit Hochdruck daran, alles für Dolidas Einzug vorzubereiten – übermorgen ist es soweit! 🙂
Liebe Grüße und hab einen guten Start in die Woche!
Liebe Anne.
Ich habe jahrelang deine Gartenbeiträge (und natürlich auch die anderen) gelesen ohne das diese für mich relevant waren. Aber jetzt, mit eigenem Garten, lese ich mittlerweile alles nochmal, wohne am liebsten im Gartencenter und bei Youtube laufen Videos „rund um den Garten“. Ich kann diese Begeisterung endlich nachvollziehen, nicht nur gedanklich sondern auch real. Ich freue mich nun auch richtig loslegen zu können und lasse mich gerade auch durch deine Pflanzen inspirieren.
Aktuell steht noch ein Container im Hof und wir entfernen alles was nicht in unser Konzept passt (schimmelige und kaputte Gartenhütte, verrottetes Insektenhotel, giftige Pflanzen (haben kleine Kinder), Kiesbeet und Steine. Die Vorbesitzer wussten tlw. nicht was sie pflanzen sollten, also lag überall Unkrautfolie und darüber drölftausend Steine. Überall. Unter den Bäumen, den Sträuchern und quasi überall wo Platz war. Der Renner sind immer noch die Steine unter den Platten, auf denen wiederum Platten lagen. Bravo. Vom Matschhügel mit Efeu, Konfiferen und – noch mehr Steinen – will ich gar nicht anfangen.
Zum Thema Eisheilige- gut, dass ich das hier lese. Dann muss ich doch nochmal meine Ausbeute aus dem Gartencenter durchsehen und schauen wer noch nicht raus darf. 🙂
Eine schöne Woche wünscht dir
Lena
Hallo Lena,
oh, das klingt ja zauberhaft – viel Vergnügen mit deinem neuen Hobby wünsche ich dir dann schon mal! 🙂
Auch wenn da wohl erstmal ein ganz schönes Stück Arbeit vor dir liegt… herrje. Wir haben hier vor allem in den ersten zwei Jahren jede Menge Müll aus dem Boden gefischt (Kronkorken, Scherben, meterlange Lautersprecherkabel, undefinierbarer Plastikschrott, Fetzen einer Plane, …), teilweise kommen in Maulwurfshügeln immer nur Scherben ans Tageslicht. Aber die wiegen zumindest nicht so viel wie Steine. Und irgendwann ist es geschafft. 🙂
Liebe Grüße
Anne
Vielen Dank für den Hinweis auf die ‚Zeitverschiebung‘ – ich habe dieses Jahr endlich einen eigenen Balkon und bin schon fleißig am Planen 😉
Dann wünsche ich dir schon mal ganz viel Spaß & Erfolg dabei!
Dieses Jahr schicken die Eisheiligen ja schon jede Menge regelmäßige Grüße… wir haben hier gerade -5°.
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