Apps zur Pflanzenbestimmung

Apps zur Pflanzenbestimmung

„Nanu, was wächst denn da?!“ – Ob im Garten oder unterwegs am Wegesrand, ich entdecke oft irgendwelche Pflänzchen, die mir erstmal unbekannt sind. Gerade wenn sie nicht blühen, ist die Bestimmung nicht ganz leicht. Schließlich gibt es etliche Hundert Sorten von Stauden und (Wild-)Kräutern!

Dank Smartphones & Apps müssen wir ja zum Glück keinen dicken Wälzer mit uns herumschleppen, um Pflanzen zu bestimmen. 🙂 Ich habe verschiedene kostenlose Apps zur Pflanzenbestimmung für dich getestet. Hier stelle ich dir hier ihre jeweiligen Vor- und Nachteile vor.

Meine Kriterien für eine Pflanzenerkennungs-App

Was ist mir wichtig, wenn ich mit einer App Pflanzen identifizieren möchte?

  • Wie zuverlässig werden Pflanzen erkannt? – Logo, oder? 😀
  • Kann ich Fotos auch erst später daheim hochladen, wenn ich wieder Internet habe? – Gerade beim Wandern ist das hier auf dem Land mit dem Empfang so eine Sache…
  • Lassen sich identifizierte Pflanzen merken? – Ich lese mir gerne später in Ruhe noch weitere Infos durch.
  • Erhalte ich Infos zur Pflanze? – Etwa, ob sie essbar ist oder ob es sich um eine geschützte Art handelt.
  • Ist die App auf Deutsch verfügbar? Auch wenn ich fließend Englisch spreche, interessieren mich bei Pflanzen doch eher die deutschen Namen.
  • Die App sollte kostenlos nutzbar sein. – So oft rätsele ich bei Pflanzen nun auch wieder nicht herum, als dass sich ein Abo lohnen würde.
Purpur-Sonnenhut
Purpur-Sonnenhut

Wie funktionieren Apps zur Pflanzenbestimmung eigentlich?

In einem Buch musst du die gewünschten Infos anhand einer hoffentlich mehr oder weniger schlaue Strukturierung selber finden. Apps übernehmen das Suchen für dich und präsentieren dir einfach ihre Ergebnisse.

Grundsätzlich funktionieren alle diese Apps so, dass du ein oder mehrere Fotos der Pflanze aufnimmst und sie dann anhand spezifischer Merkmale bestimmt wird.

Dahinter steckt maschinelles Lernen: vereinfacht ausgedrückt, fütterst du als Entwickler so eine App mit ein paar Fotos von jeder Pflanzensorte und sagst ihr dabei jedesmal, um welche Art es sich handelt. Die App identifiziert die Unterschiede („groß, gelb-braun → Sonnenblume“; „klein, weiß-gelb → Gänseblümchen“).
Dann lädst du ein unbeschriftetes Foto hoch und guckst, ob die App die Pflanze korrekt erkennt oder nicht. Wenn nicht, korrigierst du sie und gibst der App damit weitere Unterscheidungsmerkmale an die Hand. Und so weiter… je mehr Fotos also eingespeist werden, desto genauer wird die Erkennung.

In der Regel werden auch die GPS-Daten des Fundorts sowie Datum und Uhrzeit mitgespeichert.

Wie gesagt, die Bestimmung wird durch das Hochladen weiterer Bilder trainiert. Diese Fotos anderer User kannst du dir auch ansehen – was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass auch deine Fotos veröffentlicht werden.

Du musst dir also darüber im Klaren sein, dass du beim Speichern deiner Funde meist Angaben zum Standort, Datum & Uhrzeit und das Foto veröffentlichst. Entweder anonym oder aber auch mit einem Benutzeraccount, der dadurch mitunter recht viele Informationen über dich bereithalten kann.

Jungfer im Grünen im Kräutergarten - Burggarten Blankenberg
Jungfer im Grünen

Pl@ntNet

Entwickelt wurde die französische App vom CIRAD, einem Agrarforschungszentrum, das sich für die nachhaltige Entwicklung mediterraner und tropischer Regionen einsetzt.

Daher erkennt Pl@ntNet auch exotische Pflanzen, die hier eigentlich gar nicht heimisch sind und beispielsweise als Zimmerpflanze vorkommen. Das ist ein praktisches Feature – ich persönlich benötige es allerdings nicht, da ich meine paar Zimmerpflanzen alle im Pflanzencenter gekauft habe und sie da beschriftet waren.

Wenn du gerade keinen Empfang hast, kannst du einfach ein Foto der Pflanze aufnehmen und es daheim auswerten. Gibt es mehrere mögliche Treffer, wird dir anhand einer Prozentangabe angezeigt, wie wahrscheinlich welche Art ist.

Deine eigenen Funde kannst du dir speichern und später noch einmal ansehen.

Tippst du auf einen Pflanzennamen, kannst du dir entweder die Wikipedia-Beschreibung durchlesen, eine Liste von alternativen Bezeichnungen oder die vielen Fotos anderer Nutzer ansehen, sortiert nach Blüte, Blatt, Frucht und so weiter. Das finde ich persönlich allerdings nicht allzu interessant.

Pl@ntNet bietet dir auch an, in Kategorien wie „Invasive Pflanzen“ oder „Pflanzen der USA“ zu stöbern und zu sehen, was andere Nutzer dort entdeckt haben.

Ballonblumen - Juli 2019
Ballonblume

Flora Incognita

Flora Incognita ist spezialisiert auf heimische Wildpflanzen.

Hier bekommst du eine kleine Anleitung, welche Teile der Pflanze du jeweils fotografieren sollst. Das erhöht natürlich die Treffsicherheit, ist aber mitunter nervig, wenn es beispielsweise gerade keine Blüten gibt und du diesen Schritt jedesmal überspringen musst. In anderen Apps genügt meistens ein einziges Foto.

Auch Flora Incognita gibt an, wie sicher die Bestimmung ausgefallen ist.

Nach der erfolgreichen Bestimmung wird dir ein ausführlicher Steckbrief zur Pflanze angezeigt. Neben Informationen zur Blütezeit oder wie du sie als Küchen- oder Heilfpalnze verwenden kannst findest du hier auch Angaben darüber, wie häufig die Pflanze vorkommt und ob sie geschützt ist. Die Verbreitung kannst du dir dabei auch auf einer Karte ansehen.

Deine Funde kannst du speichern. Der Fundort der Pflanzen wird dabei mitgespeichert. Auf diese Weise entsteht eine Pflanzenkartierung – entwickelt wurde die App nämlich von der Technischen Universität Ilmenau.

Ergänzend zu Flora Incognita gibt es noch die App Flora Capture. Auch hier fotografierst du die Pflanzen und kannst sie entweder selber benennen, wenn du dir sicher bist, oder sie im Zweifelsfall von Botanikern bestimmen lassen. Die Aufnahmen dienen dazu, den Algorithmus der Flora Incognita-App zu trainieren: je mehr Fotos einer bestimmten Art hochgeladen werden, desto genauer erkennt die unter der Haube steckende KI die jeweilige Pflanze.

Rote Melde
Rote Melde

iNaturalist

Mit iNaturalist kannst du nicht nur Pflanzen bestimmen, sondern auch Tiere.

Hierzu nimmst du entweder ein Foto auf, lädst eines aus deiner Bibliothek hoch oder verwendest eine Tonaufnahme. Das ist ein tolles Feature für Vogelstimmen!

Im Test funktionierte das so leidlich – ein Foto von meiner Hündin resultierte in den Vorschlägen Hausschaf und Hausziege. Okaaay… 😀

Spannend ist, dass iNaturalist dich zum Entdecken einlädt: sie verrät dir nämlich, was andere Benutzer in der Nähe so gefunden haben. Da guckt man also selber auch gern nochmal näher hin und zoomt in der Karte herum. Du kannst das Speichern der Ortsangaben bei deinen eigenen Fotos allerdings auch ausschalten.

Die Informationen über die Pflanzen fallen in der App recht spärlich aus und verlinken auf andere Webseiten wie Wikipedia oder iNaturalist.org. Direkt in der App fände ich das praktischer, gerade wenn ich unterwegs bin und nicht noch eine zweite Seite laden möchte.

Auch iNaturalist erlaubt dir, deine Beobachtungen zu speichern.

Hummel an Phacelia
Phacelia

Andere Apps

Auch einige weitere Apps habe ich mir angesehen, allerdings sind diese entweder nicht kostenfrei oder konnten mich aus anderen Gründen nicht überzeugen:

PictureThis lässt sich nur 7 Tage kostenfrei testen und erfordert dann ein jährliches Abonnement.

Planta verlangt nach 3 kostenlosen Testtagen stolze 5 € pro Woche.

Und PlantSnap kommt in einem so schiefen Deutsch daher, dass die Benutzung nach dem ersten Grinsen keinen Spaß macht: „Erfahren sie, wie sie eine anlage mit unseren guides wachsen und sehen, welche produkte sie kümmern sich um sie ergreifen können“... ehhh, ja.

Herzgespann
Herzgespann

Fazit

Unterm Strich bringen sowohl Flora Incognita, als auch Pl@ntNet und iNaturalist die von mir oben aufgelisteten Features mit. In Sachen Bestimmung haben sie ihre Sache auch alle gut gemacht – sämtliche Apps haben die von mir ausgewählten Kräuter und Stauden zuverlässig erkannt.

Unterschiede gibt es allerdings bei der Menge der bereitgestellten Informationen und auch dabei, wie & was sich so alles bestimmen lässt. Hier kommt es also darauf an, was dir persönlich wichtig ist.

Welche Apps verwendest du zur Pflanzenbestimmung?

Anne Schwarz | Bloggerin auf vom Landleben

Anne Schwarz

Hey, ich bin Anne - Multipassionate, waschechtes Dorfkind, Pferdemädchen, Bloggerin aus Leidenschaft und liebend gern im Garten.

Hier teile ich mit dir meine Tipps und Erfahrungen rund ums nachhaltige Gärtnern und zeige dir, wie auch du dein eigenes Obst und Gemüse anbauen kannst!

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6 Kommentare

  1. ich hab seit einer weile flora incognita, für wildpflanzen war die bisher soweit ich das beurteilen kann auch ganz cool und zuverlässig. wo sie ausgestiegen ist, war bei den pflanzen, die in den wiener blumenbeeten und grünflächen so wachsen. vielleicht probiere ich da mal eine von den beiden anderen 🙂

    coole idee, ich mag ja so appvergleiche sehr gern ^.^

  2. Picture this geht auf ios auch nach den 7 Tagen noch kostenlos. Man muss unten nur „weiter mit begrenzter version“ wählen. 😉
    Ich nutze die app sehr gerne. Funktioniert recht zuverlässig.

  3. Ah, ich muss Pl@ntNet mal wieder aktivieren. Nach dem Redesign habe ich irgendwie meine gespeicherte Pflanzenliste und damit die Motivation verloren. Scheint aber ja noch gut zu funktionieren.

    Und lol, bei deiner Hündin hat wohl zugeschlagen, dass Machine Learning eben nicht “klein, weiß-gelb → Gänseblümchen” lernt. 😀 Ein Klassiker. Daher finde ich die Prozentangaben sehr gut, da weiß man gleich, wo der Treffer eigentlich unzuverlässig ist (passiert ja schnell mal, vor allem wenn man mal keine Blüten fotografieren kann).

    • ML ist halt immer nur so gut bzw. weiß in dem Falle nur so viel, wie man’s programmiert hat. 😉
      Ich hab im beruflichen Kontext vor einiger Zeit mal mit TensorFlow herumgespielt, das ist schon ganz spannend. In Ermangelung eines praktischen Anwendungsfalls hab ich das dann aber nicht weiter ausreifen lassen.

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