{Rezension} Die Honigfabrik

Meine Meinungsäußerung wird davon nicht beeinflusst.
Unsere Nachbarn haben einen Bienenstock, der direkt bei uns am Gartenzaun steht. Immer mal wieder habe ich so die Gelegenheit, beim Imkern zuzuschauen – und finde das superspannend!
Dass wir noch dazu regelmäßig leckeren Honig geschenkt bekommen, der regionaler nicht sein könnte, ist natürlich auch toll.

Ich kann mir auch durchaus vorstellen, mittelfristig selber unter die Imker zu gehen. Dafür fehlt mir aber natürlich noch eine ganze Ecke an Fachwissen. Der Imkerverein unterstützt neue Imker zwar netterweise mit Rat und Tat, aber ich bin ja jemand, der am liebsten vorher schon mal ganz viel Theorie in sich aufsaugt.
Ein humorvoll geschriebenes Fachbuch klang da als Einstieg vielversprechend! Wie wäre es mit Die Honigfabrik: Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung*?


Auf knapp 300 Seiten nehmen der Bienenexperte Jürgen Tautz und Hobbyimker Diedrich Steen den geneigten Leser mit in den Bienenstock. Sie erklären die verschiedenen Lebensphasen einer Biene, wie sie kommuniziert und welche Aufgaben sie im Laufe ihres Lebens hat.
Der Schreibstil ist dabei locker und alles andere als trocken. „Gespritzt, geschwitzt und ausgespuckt – Was aus einer Biene so alles rauskommt“, lautet beispielsweise eines der Kapitel. 😉
Immer wieder wird der Bienenstock übrigens mit einer Firma verglichen – daher der Untertitel „Eine Betriebsbesichtigung“.
Wie ausgefuchst die Bienen kommunizieren, um einmal entdeckte Blütenquellen an ihre Kolleginnen weiterzugeben, ist schon irre faszinierend.
Ich erinnere mich noch an meine Grundschulzeit, als ein engagierter Referendar uns Kindern den Bienentanz beibringen wollte. Zum krönenden Abschluss standen wir dann auf dem Schulhof um ihn herum, während er einen Tanz aufführte – aus dem wir schlussfolgern sollten, wo auf dem Gelände er Süßigkeiten versteckt hatte. (Okay, letzten Endes haben wir die Kekse dann doch mehr durch Zufall entdeckt. 😀 )
Der Geschichte der Imkerei ist ebenfalls ein kurzer Abriss gewidmet. Es hat ja tatsächlich eine Weile gedauert, bis die Menschen dahinter gekommen sind, wie sie gefahrlos an den süßen Honig herankommen – ohne selbst Risiken einzugehen und auch ohne dabei das ganze Bienenvolk umzubringen.

Die Basics in Sachen Imkern lernt man quasi ganz nebenbei kennen. Was in aller Welt ein Stift mit Bienen zu tun hat, was man unter Rähmchen und Magazinen versteht und was es mit Propolis und Perga auf sich hat, wird im Buch auf unterhaltsame Weise erläutert.
Zwar werden sehr viele Fakten vermittelt, aber auch als Laie fand ich alles gut verständlich erklärt. Stellenweise hätte ich mir nur noch ein paar mehr Abbildungen gewünscht, um die theoretischen Beschreibungen besser nachvollziehen zu können.
À propos Abbildungen: was ich ein bisschen gewöhnungsbedürftig fand war die Tatsache, dass sich fast alle Bilder ganz hinten im Buch befinden. Beim Lesen muss man also immer mal wieder hin und her blättern.
Wenn du gerne mehr über Bienen und das Imkern wissen magst, kann ich dir die „Honigfabrik“* auf jeden Fall ans Herz legen. 🙂

Abschließend möchte ich gerne ein Zitat nennen, mit dem das Buch endet:
Eine kleine Welt zu kennen, in der Gegenseitigkeit funktioniert, hilft, an einer Welt, die in immer egoistischerem Streben immer mehr auseinander zu fliegen scheint, nicht zu verzweifeln. Bienen geben Hoffnung und – sie machen glücklich.
Hast du dich schon einmal näher mit Bienen befasst?