Wildkräuter-Portrait: Brennnesseln

Sie zu berühren ist unangenehm, aber es gibt viele gute Gründe, Brennnesseln in deinem Garten wachsen zu lassen!
Sie werden oft als Feinde gesehen, die dreist den Garten zu erobern versuchen und deswegen unbarmherzig zurückgeschlagen werden müssen: „Un“kräuter. Dabei sehen sie im Beet oft hübsch aus, bieten Nahrung für Insekten, können unseren eigenen Speiseplan bereichern und unsere Gesundheit unterstützen.
In der Reihe Wildkräuter-Portrait stelle ich dir daher einige dieser tollen Pflanzen vor. 🙂
Nach dem Spitzwegerich steht heute eine ziemlich wehrhafte Dame im Fokus: die Brennnessel!
Wie erkenne ich Brennnesseln und wo finde ich sie?
Selbst wenn dir der Anblick nichts sagt – spätestens, wenn du an sie drankommst, erkennst du die Brennnessel. 😉 Die Berührung der Blätter brennt nämlich und hinterlässt auf der Haut Quaddeln.
Grund dafür sind die sogenannten Reizhaare auf den Blättern, die einen schmerzhaften Mix aus verschiedenen Reizstoffen wie Ameisensäure und Essigsäure injizieren und die Brennnessel vor Fressfeinden schützen.
Im Gegensatz zu Verbrennungen durch den Riesenbärenklau sind die Quaddeln bei der Brennnessel aber ungefährlich. Spätestens nach ein paar Stunden verschwinden sie wieder.
Brennnesseln sind ein weit verbreitetes, anspruchsloses Wildkraut, das du am Wegesrand genauso findest wie im Garten. Am liebsten breitet es sich auf humosen Böden ohne Staunässe aus und gilt als Stickstoff-Zeigerpflanze.
Bei uns im Garten finden sich die Brennnesseln beispielsweise in der Ecke hinter dem Gewächshaus. In Staudenbeeten machen sie durch das Brennen das Gärtnern natürlich unangenehm, aber in etwas verwilderteren Gartenbereichen solltest du sie ruhig wachsen lassen: Brennnesseln sind nämlich verdammt nützlich! 🙂

Die Brennnessel als Nutzpflanze
Alle Teile sind essbar, die Blätter ebenso wie auch die Wurzeln und Samen.
Gekocht kannst du Brennnesselblätter ähnlich wie Spinat zubereiten, sie mit in eine Gemüsesuppe geben oder Pesto daraus zubereiten. Auch im Salat machen sich die Blätter gut.
Früher war ich da herzlich skeptisch: pieksen die Brennnesselblätter denn nicht im Mund?! Der Trick ist, sie vorher gut abzustreichen oder mit einem Nudelholz plattzuwalzen. Dadurch brechen nämlich die winzigen Kapseln mit den Reizstoffen auf. Anschließend kannst du die Blätter problemlos berühren. 🙂
Geröstete Brennnesselsamen werden aktuell als Superfood gehypt, selber ausprobiert habe ich das aber noch nicht.
Früher wurden die Stängel übrigens zu Fasern verarbeitet, um daraus Tuch herzustellen, das „Leinen der armen Leute“. Auf diese Verwendung geht auch der Name „Nessel“ zurück.
Das Berühren der Blätter brennt und stellt eine kleine Mutprobe dar, verbessert aber die Durchblutung. Dies soll unter anderem bei Rheuma helfen.
Auch einen entwässernden Tee kannst du aus Brennnesseln zuzubereiten und in Maßen genießen. Achtung: während der Schwangerschaft solltest du ihn allerdings nicht trinken und auch nicht, wenn du Arthiritis, Herz- oder Nierenprobleme hast.
Brennnesseln im Garten
Auch wenn die Berührung unangenehm ist, solltest du Brennnesseln auf gar keinen Fall aus deinem Garten vertreiben!
Nahrungsquelle für Schmetterlinge & andere Insekten
Als Nahrungsquelle für Schmetterlinge ist die Brennnessel unheimlich wichtig. Einige Arten wie Admiral, Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs ernähren sich nämlich nur von Brennnesseln.
Indem du ein paar Brennnesselhorste stehen lässt, holst du dir also viele Schmetterlinge und andere Insekten in deinen Garten. 🙂

Brennnesseljauche – kostenloser Bio-Dünger mit Superpower
Und noch auf andere Weise leistet dir die Brennnessel im Garten großartige Dienste: selbstgemachte Brennnesseljauche ist ein kostenloser Bio-Dünger mit Superpower, der all deine Pflanzen stärkt!
Brennnesseljauche enthält nämlich viel Stickstoff, Kalium, Kieselsäure und weitere wichtige Mineralien.
Gegebenenfalls solltest du die Brennnesseln aber darin hindern, sich allzu sehr auszubreiten. Dazu musst du die geblichen Wurzelstränge gründlich ausgraben, Brennnesseln breiten sich nämlich zuverlässig aus. 😉
Ich hoffe, du siehst die Brennnessel jetzt nicht mehr nur als lästiges Unkraut. 🙂
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