{Rezension} Selbstversorgung aus dem eigenen Anbau

Hättest du gern jemanden, der mit dir über jahrzehntelange Erfahrungen im Nutzgarten plaudert und seine Tipps verrät?
Dieser Tage durfte mal wieder ein neues Gartenbuch bei mir im Regal einziehen: Selbstversorgung aus dem eigenen Anbau* von Maren Bustorf-Hirsch.
In den 70ern erfüllte sich die Autorin mit ihrer Familie den Traum vom Leben auf dem Land und begann damit, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Ihre Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten Nutzgarten gibt sie hier nun weiter – dabei vermittelt sie nicht nur botanisches Fachwissen, sondern lässt auch immer ihre persönlichen Tipps mit einfließen.
Äußere Werte – die Gestaltung
Ich bin ja bekennende Buchliebhaberin und mit hübsch gestalteten Printdingen kann man mich immer begeistern. Das ist hier definitiv gelungen!
Mit dem großformatigen, gut 200 Seiten umfassenden Hardcover hat man richtig was in der Hand. Die einzelnen Seiten sind aus recht steifem Papier, das sich beim Umblättern hochwertig und solide anfühlt.
Die Gestaltung erinnert ein bisschen an die „guten alten Zeiten“ – statt Fotos zieren liebevolle Illustrationen von Pflanzen und Gartengeräten das Cover. Das wird auch innen aufgegriffen, die Pflanzen und Arbeitsschritte werden alle mit mit kleinen Zeichnungen illustriert. Dabei wirkt das Layout aber ganz und gar nicht piefig, sondern wird modern aufgelockert durch eine ansprechende Textgestaltung, Info-Kästen und Icons.

Einen kleineren Fauxpas im Satz gibt es: oben in der Mitte der Doppelseiten steht links eigentlich immer der Bereichstitel („Die Grundlagen der Selbstversorgung“) und rechts das aktuelle Kapitel („Wiederkehrende Gartenarbeiten“). Für die ersten beiden Bereiche stimmt das auch, aber statt dem Abc der Nutzpflanzen oder den Bauanleitungen steht in der zweiten Hälfte des Buchs auch hier überall „Die Grundlagen der Selbstversorgung“. Hat mich kurz irritiert, ist aber kein Problem.
Innere Werte – das steht drin
Das Buch unterteilt sich in vier große Bereiche:
1) Die Grundlagen der Selbstversorgung
Als Einstieg werden sehr umfangreich alle möglichen Fragen beantwortet: Was genau umfasst die Selbstversorgung – und lohnt sich der Aufwand? Wie lege ich meinen Garten idealerweise an und welche Geräte benötige ich? Was muss ich wann im Garten arbeiten und wie komme ich über den Winter?
Der Fokus des Buchs liegt ganz klar auf dem Nutzgarten mit all seinen Pflanzen. Da die Selbstversorgung oft aber darüber hinausgeht und auch die Haltung von Hühnern, Schafen und anderen Tieren mit einschließt, widmet sich ein Kapitel kurz diesen Möglichkeiten. Das war denn auch der einzige Punkt, an dem ich wirklich den Kopf schütteln musste – es heißt dort nämlich, dass Schafe und Ziegen keine Herdentiere seien und man sie deswegen problemlos alleine halten könne. Für Ziegen mag das stimmen, da kenne ich mich nicht so aus, aber ein einsames Schaf ohne Herde wird sicher nicht glücklich.
2) Ein Jahr im Garten
Für jeden Monat wird angegeben, welche Arbeiten in den verschiedenen Bereichen Säen / Pflanzen, Pflegen und Ernten anstehen und was man Leckeres aus den Erträgen zaubern kann.

Besonders die tabellarische Übersicht über die Aufgaben mag ich – hier hat man alle wichtigen Infos auf einen Blick beisammen.
Ein nettes Gimmick sind die Bauernregeln, die hier jeweils als Einstieg dienen. Schauen wir mal, ob das etwa gerade für den Oktober hinkommt:
Ist der Oktober warm und fein,
kommt ein scharfer Winter hintendrein,
ist er aber nass und kühl,
mild der Winter werden will.
3) Das Abc der Nutzgartenpflanzen
Natürlich dürfen in einem Nutzgarten-Buch die Protagonisten nicht fehlen: über 100 Gemüse und Salate, Kräuter und Wildkräuter, Obst- und Beerensorten sowie Nüsse und auch „giftige“ Pflanzen werden hier portraitiert.
Letztere fand ich besonders interessant, weil darauf in Nutzgartenbüchern selten eingegangen wird – erkennen sollte man diese aber allemal!

4) Bauanleitungen
Abschließend finden sich einige DIY-Anleitungen für Frühbeetkästen, Kompostsiebe oder Kartoffelkisten.
Das finde ich richtig praktisch und macht Selbstversorgung aus dem eigenen Garten auch besonders – Pflanzenportraits beispielsweise finden sich in vielen meiner Gartenbücher und da wiederholt sich naturgemäß auch Vieles. Aber solche Bauanleitungen sind selten.
Fazit
Alles in allem kann ich dir dieses Buch empfehlen – egal ob du Gartenneuling bist und dich erst einmal orientieren magst oder auch schon einiges an Erfahrung hast.
Garteneinsteiger ganz ohne Vorwissen werden durch die guten Erklärungen nicht überfordert. Auch die grundlegenden Konzepte wie Fruchtfolge und Mischkultur werden leicht verständlich vermittelt.
Gleichzeitig finden erfahrenere Gärtner noch diverse Tipps, die vielleicht nicht jeder auf dem Schirm hatte – etwa, dass Wühlmäuse angeblich keinen Holunder mögen und man daher einfach Holunderzweige in die Löcher stecken sollte.
Das werde ich definitiv ausprobieren! Hier haben nämlich nicht nur die Wühlmäuse Löcher in den Rasen gegraben – Hund und Katz haben anschließend auf der Mäusejagd kooperiert und richtige Krater daraus gemacht. 🙄

Selbstversorgung aus dem eigenen Anbau ist erschienen im Verlag Bassermann und zum Preis von 9,99€ erhältlich, du kannst es dir etwa gleich hier* via Amazon bestellen.
Meine Meinungsäußerung wird davon nicht beeinflusst.