Vorziehen oder Direktsaat?

Vorziehen vs. Direktaussaat

Wenn du dein GemĂŒse selber aussĂ€en möchtest, kannst du das auf zwei Arten tun: entweder sĂ€st du direkt ins Beet oder du ziehst die PflĂ€nzchen erstmal vor. Was ist der Unterschied und fĂŒr welche Pflanzen ist was besser?

Eigentlich ist Aussaat ja sehr simpel: Samenkorn in die Erde, Wasser drauf, ein bisschen Geduld – und schwupps, schon keimt das PflĂ€nzchen und zeigt nach ein paar Tagen das erste zarte GrĂŒn. đŸŒ±

Uneigentlich ist es aber doch ein bisschen anspruchsvoller, denn einige Pflanzenkinder sind empfindlicher als andere. Damit auch die gut angehen und wachsen, möchten sie geschĂŒtzt vorgezogen werden.

PflĂŒcksalat 23 Tage nach der Aussaat
Hier zeigt sich PflĂŒcksalat 23 Tage nach der Aussaat

Was genau ist das Vorziehen von Pflanzen denn eigentlich?

Beim Vorziehen sĂ€st du nicht direkt ins Beet, sondern drinnen in kleine Töpfchen. Diese stellst du im Haus auf die Fensterbank, in eine Anzuchtstation oder ins (ggf. beheizte) GewĂ€chshaus. Sobald die Pflanzenkinder einige Zentimeter groß sind, erfolgt das Pikieren: dabei trennst du sie vorsichtig voneinander und setzt sie einzeln in grĂ¶ĂŸere Töpfe. Hier bleiben die PflĂ€nzchen, bis sie nach einigen Wochen widerstandsfĂ€hig genug zum Auspflanzen sind.

Pflanzenanzucht

Diese Vorkultur ermöglicht es den Pflanzen, unter kontrollierten Bedingungen zu wachsen, bevor du sie den raueren UmstÀnden im Freien aussetzt.
Typische Kandidaten fĂŒr das Vorziehen sind die wĂ€rmeliebenden Tomaten, Paprika und Auberginen.

Die Direktsaat hingegen eignet sich fĂŒr robustere Vertreter und solche, die das Pikieren nicht gut ĂŒberstehen – beispielsweise Radieschen oder Möhren.

Radieschen
Radieschen sÀst du direkt an Ort und Stelle ins Freiland

Welche Vorteile hat das Vorziehen?

GrundsĂ€tzlich bietet dir das Vorziehen im Haus einen geschĂŒtzten Raum, in dem du unabhĂ€ngig vom Wetter und den Temperaturen bist: Frost, Starkregen & Co. können deinen PflĂ€nzchen nichts anhaben. Das sind alles Faktoren, die das Heranwachsen draußen im Garten erschweren und im Extremfall auch schon mal dazu fĂŒhren, dass einfach gar nichts angeht oder die liebevoll gehegten Jungpflanzen gleich wieder das Zeitliche segnen.

Mit speziellen Pflanzenstrahlern kannst du beim Vorziehen zudem fĂŒr mehr Licht sorgen, was dir deine GemĂŒsekinder ebenfalls danken.

Durch Licht und WĂ€rme verlĂ€ngerst du die Wachstumsperiode: bei vielen Pflanzen ist die Vegetationsperiode in „freier Wildbahn“ relativ kurz bzw. kollidiert mit unseren hiesigen KlimaverhĂ€ltnissen. Denn wenn du beispielsweise mit dem AussĂ€en von Tomaten warten musst, bis es draußen stabil mindestens 20°C hat, dann sind wir schon fast im Sommer angekommen. Da bleibt den Pflanzen nicht mehr viel Zeit zum Wachsen, BlĂŒhen und Ausreifen der FrĂŒchte, ehe es schon wieder zu kalt wird. Die Folge: du erntest weniger / kĂŒrzer oder auch gar nicht.

Durch die Vorkultur verschaffst du den Pflanzen hingegen einen gewaltigen Vorsprung. Meine Tomaten sĂ€e ich immer schon im Februar oder MĂ€rz drinnen in der Anzuchtstation aus, wo es muckelig warm und hell ist. Damit haben sie im Mai bereits eine stattliche GrĂ¶ĂŸe erreicht, wenn ich sie dann nach den Eisheiligen ins GewĂ€chshaus pflanze.

Tomate im GewÀchshaus
Eine Mitte Mai gepflanzte Tomate

Vorkulturen sind ĂŒbrigens nicht nur etwas fĂŒr den FrĂŒhling: Kohlrabi beispielsweise sĂ€e ich gerne in mehreren Chargen zeitversetzt aus. Sobald die erste Generation im Beet geerntet ist, kann ich den Platz direkt nachbesetzen mit stattlichen Jungpflanzen – und bald schon wieder ernten!

Gibt es auch Nachteile beim Vorziehen von Pflanzen?

Allem voran brauchst du zum Vorziehen drinnen entsprechend viel Platz in der Wohnung und am besten auch die baulichen Voraussetzungen. Idealerweise verfĂŒgst du ĂŒber einen hellen, aber nicht zu warmen Raum, wo du nach Belieben Anzuchtplatten aufstellen kannst. So einen Luxus haben aber die wenigsten von uns (wir auch nicht).

FensterbĂ€nke sind eine gute Ausweichmöglichkeit – je heller, desto besser! Denn wenn deine Pflanzenkinder nicht genĂŒgend Licht bekommen (insbesondere, wenn sie dann auch noch bei verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig warmen Zimmertemperaturen wachsen), neigen sie zum sogenannten Vergeilen: dann bekommst du spindeldĂŒrre, blĂ€ssliche Pflanzen, die nicht sonderlich widerstandsfĂ€hig sind.

Bei uns im Haus sind die Bedingungen tatsĂ€chlich nicht ideal. Einer Anzuchtstation löst dieses Problem aber! Ich habe dafĂŒr im Keller ein Regal mit LED-Pflanzenstrahlern ausgestattet.
Das verursacht natĂŒrlich gewisse Anschaffungskosten – daher wĂŒrde ich dir das erst empfehlen, wenn du schon ein oder zwei Jahre lang GemĂŒse angebaut hast und merkst, dass du da Spaß dran hast und dranbleibst. Die Stromkosten fallen dank der LEDs ĂŒbrigens nicht weiter ins Gewicht.

Anzuchtregal mit LED-Panel
Mein Anzuchtregal mit LED-Panels

Ein bisschen Extra-Arbeit fĂ€llt beim Vorziehen natĂŒrlich an: dein Pflanzenkindergarten will regelmĂ€ĂŸig gegossen und gepflegt werden. Beispielsweise wedele ich mindestens einmal am Tag einige Minuten lang mit einem Buch ĂŒber die PflĂ€nzchen, um Wind zu simulieren – das macht sie widerstandsfĂ€higer. Bevor ich die Pflanzen endgĂŒltig ins Beet setze, gewöhne ich sie nach und nach an die echte Welt da draußen 😉 und trage die Töpfe tagsĂŒber fĂŒr einige Stunden ins Freie, abends mĂŒssen sie dann natĂŒrlich zurĂŒckgebracht werden.
Ich finde aber, dass dieses BetĂŒddeln total viel Spaß macht und deswegen sehe ich das gar nicht als wirklichen Nachteil. 🙂

Welche Pflanzen solltest du vorziehen und welche nicht?

Die Entscheidung fĂŒr Vorziehen oder Direktsaat hĂ€ngt teilweise von deinen Möglichkeiten und AnsprĂŒchen ab, aber natĂŒrlich auch von den Pflanzen. Hier gibt es drei Kategorien:

  1. Pflanzen, die du hierzulande auf jeden Fall drinnen vorziehen musst.
  2. Pflanzen, denen das Vorziehen eher schadet und die besser direkt ins Beet gesÀt werden.
  3. Solche, die du zwar vorziehen kannst, wo sich der Aufwand aber nicht wirklich lohnt.
Jungpflanzen im MĂ€rz 2022

Pflanzen, die du drinnen vorziehen solltest

WĂ€rmeliebende GemĂŒsesorten profitieren sehr von einem Indoor-Pflanzenkindergarten:

  • Tomaten
  • Paprika
  • Peperoni
  • Chili
  • Physalis
  • Auberginen

Pflanzen, die du nicht vorziehst, sondern direkt ins Beet sÀst

  • Möhren
  • Radieschen
  • Rettich
  • Erbsen
  • Bohnen
  • Steckzwiebeln
  • Knoblauch
  • Feldsalat
  • Spinat

Pflanzen, die du vorziehen kannst, aber nicht musst

Das sind letztlich alle anderen. 😀


Viel Spaß mit deinen Pflanzenkindern! 🙂

2 Kommentare zu „Vorziehen oder Direktsaat?“

  1. Ich habe nur bedingt ein gutes HĂ€ndchen beim vorziehen und habe oft auch einfach JungpflĂ€nzchen gekauft. Dieses Jahr werde ich es aber wieder versuchen. Da ich seit Herbst nun auch ein GewĂ€chshaus im GemĂŒsegarten stehen habe, könnte sich das positiv auf mein PflĂ€nzchen auswirken. Naja, wir werden sehen. GĂ€rtnern ist fĂŒr mich oft ein Try-and-Error-Ding.

    1. Genau das macht es so spannend, finde ich… es funktioniert nie jedes Jahr alles und man lernt nie aus. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal Zwiebeln ausgesĂ€t (sonst hatte ich immer nur Steckzwiebeln) und dachte, es sei klug, die von vornherein mit genĂŒgend Platz zu sĂ€en, sodass ich sie nicht so bald pikieren muss. Tja – wenn sie enger stehen und sich gegenseitig stĂŒtzen wĂŒrden, wĂ€re das allerdings besser gewesen. Wieder was gelernt. 😀

      Viel Erfolg und Spaß wĂŒnsche ich dir! 🙂

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