Wenn du dein GemĂŒse selber aussĂ€en möchtest, kannst du das auf zwei Arten tun: entweder sĂ€st du direkt ins Beet oder du ziehst die PflĂ€nzchen erstmal vor. Was ist der Unterschied und fĂŒr welche Pflanzen ist was besser?
Eigentlich ist Aussaat ja sehr simpel: Samenkorn in die Erde, Wasser drauf, ein bisschen Geduld – und schwupps, schon keimt das PflĂ€nzchen und zeigt nach ein paar Tagen das erste zarte GrĂŒn. đ±
Uneigentlich ist es aber doch ein bisschen anspruchsvoller, denn einige Pflanzenkinder sind empfindlicher als andere. Damit auch die gut angehen und wachsen, möchten sie geschĂŒtzt vorgezogen werden.
Was genau ist das Vorziehen von Pflanzen denn eigentlich?
Beim Vorziehen sĂ€st du nicht direkt ins Beet, sondern drinnen in kleine Töpfchen. Diese stellst du im Haus auf die Fensterbank, in eine Anzuchtstation oder ins (ggf. beheizte) GewĂ€chshaus. Sobald die Pflanzenkinder einige Zentimeter groĂ sind, erfolgt das Pikieren: dabei trennst du sie vorsichtig voneinander und setzt sie einzeln in gröĂere Töpfe. Hier bleiben die PflĂ€nzchen, bis sie nach einigen Wochen widerstandsfĂ€hig genug zum Auspflanzen sind.
Diese Vorkultur ermöglicht es den Pflanzen, unter kontrollierten Bedingungen zu wachsen, bevor du sie den raueren UmstÀnden im Freien aussetzt.
Typische Kandidaten fĂŒr das Vorziehen sind die wĂ€rmeliebenden Tomaten, Paprika und Auberginen.
Die Direktsaat hingegen eignet sich fĂŒr robustere Vertreter und solche, die das Pikieren nicht gut ĂŒberstehen – beispielsweise Radieschen oder Möhren.
Welche Vorteile hat das Vorziehen?
GrundsĂ€tzlich bietet dir das Vorziehen im Haus einen geschĂŒtzten Raum, in dem du unabhĂ€ngig vom Wetter und den Temperaturen bist: Frost, Starkregen & Co. können deinen PflĂ€nzchen nichts anhaben. Das sind alles Faktoren, die das Heranwachsen drauĂen im Garten erschweren und im Extremfall auch schon mal dazu fĂŒhren, dass einfach gar nichts angeht oder die liebevoll gehegten Jungpflanzen gleich wieder das Zeitliche segnen.
Mit speziellen Pflanzenstrahlern kannst du beim Vorziehen zudem fĂŒr mehr Licht sorgen, was dir deine GemĂŒsekinder ebenfalls danken.
Durch Licht und WĂ€rme verlĂ€ngerst du die Wachstumsperiode: bei vielen Pflanzen ist die Vegetationsperiode in „freier Wildbahn“ relativ kurz bzw. kollidiert mit unseren hiesigen KlimaverhĂ€ltnissen. Denn wenn du beispielsweise mit dem AussĂ€en von Tomaten warten musst, bis es drauĂen stabil mindestens 20°C hat, dann sind wir schon fast im Sommer angekommen. Da bleibt den Pflanzen nicht mehr viel Zeit zum Wachsen, BlĂŒhen und Ausreifen der FrĂŒchte, ehe es schon wieder zu kalt wird. Die Folge: du erntest weniger / kĂŒrzer oder auch gar nicht.
Durch die Vorkultur verschaffst du den Pflanzen hingegen einen gewaltigen Vorsprung. Meine Tomaten sĂ€e ich immer schon im Februar oder MĂ€rz drinnen in der Anzuchtstation aus, wo es muckelig warm und hell ist. Damit haben sie im Mai bereits eine stattliche GröĂe erreicht, wenn ich sie dann nach den Eisheiligen ins GewĂ€chshaus pflanze.
Vorkulturen sind ĂŒbrigens nicht nur etwas fĂŒr den FrĂŒhling: Kohlrabi beispielsweise sĂ€e ich gerne in mehreren Chargen zeitversetzt aus. Sobald die erste Generation im Beet geerntet ist, kann ich den Platz direkt nachbesetzen mit stattlichen Jungpflanzen – und bald schon wieder ernten!
Gibt es auch Nachteile beim Vorziehen von Pflanzen?
Allem voran brauchst du zum Vorziehen drinnen entsprechend viel Platz in der Wohnung und am besten auch die baulichen Voraussetzungen. Idealerweise verfĂŒgst du ĂŒber einen hellen, aber nicht zu warmen Raum, wo du nach Belieben Anzuchtplatten aufstellen kannst. So einen Luxus haben aber die wenigsten von uns (wir auch nicht).
FensterbĂ€nke sind eine gute Ausweichmöglichkeit – je heller, desto besser! Denn wenn deine Pflanzenkinder nicht genĂŒgend Licht bekommen (insbesondere, wenn sie dann auch noch bei verhĂ€ltnismĂ€Ăig warmen Zimmertemperaturen wachsen), neigen sie zum sogenannten Vergeilen: dann bekommst du spindeldĂŒrre, blĂ€ssliche Pflanzen, die nicht sonderlich widerstandsfĂ€hig sind.
Bei uns im Haus sind die Bedingungen tatsĂ€chlich nicht ideal. Einer Anzuchtstation löst dieses Problem aber! Ich habe dafĂŒr im Keller ein Regal mit LED-Pflanzenstrahlern ausgestattet.
Das verursacht natĂŒrlich gewisse Anschaffungskosten – daher wĂŒrde ich dir das erst empfehlen, wenn du schon ein oder zwei Jahre lang GemĂŒse angebaut hast und merkst, dass du da SpaĂ dran hast und dranbleibst. Die Stromkosten fallen dank der LEDs ĂŒbrigens nicht weiter ins Gewicht.
Ein bisschen Extra-Arbeit fĂ€llt beim Vorziehen natĂŒrlich an: dein Pflanzenkindergarten will regelmĂ€Ăig gegossen und gepflegt werden. Beispielsweise wedele ich mindestens einmal am Tag einige Minuten lang mit einem Buch ĂŒber die PflĂ€nzchen, um Wind zu simulieren – das macht sie widerstandsfĂ€higer. Bevor ich die Pflanzen endgĂŒltig ins Beet setze, gewöhne ich sie nach und nach an die echte Welt da drauĂen đ und trage die Töpfe tagsĂŒber fĂŒr einige Stunden ins Freie, abends mĂŒssen sie dann natĂŒrlich zurĂŒckgebracht werden.
Ich finde aber, dass dieses BetĂŒddeln total viel SpaĂ macht und deswegen sehe ich das gar nicht als wirklichen Nachteil. đ
Welche Pflanzen solltest du vorziehen und welche nicht?
Die Entscheidung fĂŒr Vorziehen oder Direktsaat hĂ€ngt teilweise von deinen Möglichkeiten und AnsprĂŒchen ab, aber natĂŒrlich auch von den Pflanzen. Hier gibt es drei Kategorien:
- Pflanzen, die du hierzulande auf jeden Fall drinnen vorziehen musst.
- Pflanzen, denen das Vorziehen eher schadet und die besser direkt ins Beet gesÀt werden.
- Solche, die du zwar vorziehen kannst, wo sich der Aufwand aber nicht wirklich lohnt.
Pflanzen, die du drinnen vorziehen solltest
WĂ€rmeliebende GemĂŒsesorten profitieren sehr von einem Indoor-Pflanzenkindergarten:
- Tomaten
- Paprika
- Peperoni
- Chili
- Physalis
- Auberginen
Pflanzen, die du nicht vorziehst, sondern direkt ins Beet sÀst
- Möhren
- Radieschen
- Rettich
- Erbsen
- Bohnen
- Steckzwiebeln
- Knoblauch
- Feldsalat
- Spinat
Pflanzen, die du vorziehen kannst, aber nicht musst
Das sind letztlich alle anderen. đ
Viel SpaĂ mit deinen Pflanzenkindern! đ
Ich habe nur bedingt ein gutes HĂ€ndchen beim vorziehen und habe oft auch einfach JungpflĂ€nzchen gekauft. Dieses Jahr werde ich es aber wieder versuchen. Da ich seit Herbst nun auch ein GewĂ€chshaus im GemĂŒsegarten stehen habe, könnte sich das positiv auf mein PflĂ€nzchen auswirken. Naja, wir werden sehen. GĂ€rtnern ist fĂŒr mich oft ein Try-and-Error-Ding.
Genau das macht es so spannend, finde ich… es funktioniert nie jedes Jahr alles und man lernt nie aus. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal Zwiebeln ausgesĂ€t (sonst hatte ich immer nur Steckzwiebeln) und dachte, es sei klug, die von vornherein mit genĂŒgend Platz zu sĂ€en, sodass ich sie nicht so bald pikieren muss. Tja – wenn sie enger stehen und sich gegenseitig stĂŒtzen wĂŒrden, wĂ€re das allerdings besser gewesen. Wieder was gelernt. đ
Viel Erfolg und SpaĂ wĂŒnsche ich dir! đ